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Weiße Flecken
Im Stück spielen Profis und Laien, sie zeigen beeindruckend das ganze Ausmaß von Alzheimer für Kranke und Angehörige zwischen Pflegenotstand und Überalterung. »Weiße Flecken« fragt nach unser aller Zukunft und was aus unserer Gesellschaft wird bei demnächst zwei Millionen Demenzkranken. Ein Theaterabend der jeden zwingend herausfordert, darüber nachzudenken. (Sibylle Muth/MDR Sachsenspiegel, 29.11.2013) Zu den Verdiensten der Bürgerbühne gehört es, generationsbedingte wie beklemmende Themen anzupacken und sie aus authentischen Blickwinkeln zu präsentieren. Mit der neuen Produktion der Bürgerbühne im Kleinen Haus »Weiße Flecken«. Ein Theaterstück über Demenz in der Regie von Tobias Rausch und Matthias Reichwald ist dieser Ansatz eindrucksvoll gelungen. Zum einen, weil Tobias Rausch eine Textgrundlage geschaffen hat, die sich zwischen authentisch und fiktiv bewegt und so komplex und berührend zugleich sein kann. Zum anderen liegt die Wirkung am Thema selbst - handelt es ich doch um eine Krankheit, die in uns und um uns ist, die eine Biografie zur Last macht - für einen selbst und vor allem für die Anderen. So sind auch diese Anderen hier als Chor anwesend, gekleidet als Pflegepersonal (Kostüme: Cornelia Kahlert). Sie reagieren, kommentieren, aktualisieren - »update!« rufen sie dann. Mit wenigen Requisiten werden die Geschichten lebendig, die Betroffene auf der Bühne erzählen. Ein weißer Kittel und schon erzählt Christine Lehmann von ihrem schweren Start nach der Wende mit ihrer Arztpraxis und von dem langsamen Verschwinden ihres Mannes in die Welt der Demenz, erzählt davon, was für ein harter alltäglicher Kampf das ist, die Würde des Kranken zu bewahren, mit jemandem zu leben, der nicht mehr er selbst ist. Ein paar Handtücher - rot, blau, gelb - um den Kopf gebunden und es sind Spielfiguren, da wird »Mensch ärgere dich nicht« gespielt, eine Kindheitserinnerung von Charlotte Runck beim Besuch von ihren Großeltern. Sie erzählt, wie ihre Oma immer vergesslicher wurde und wie die Spannungen in der Familie stiegen. Mit einer Gießkanne aus weißen Handtüchern in der Hand schwärmt Iris Haubold zunächst von ihrem Garten, doch dieser Garten ist eine Metapher für das Gedächtnis. Mit einer Mischung aus poetischen Bildern und knallharten Fakten aus der Perspektive des Pflegepersonals ergänzt sie das Krankheitsbild Demenz. Auch Dagmar Michels Geschichte von ihrer Mutter berührt. Sie erzählt von den Gewissensbissen, ihre Mutter ins Pflegeheim »abgeschoben« zu haben, weil die Belastung davor von der Familie nicht mehr zu bewältigen war, erzählt vom alltäglichen Wahnsinn mit Demenzkranken. Ein gelungener Kunstgriff ist es, den fiktiven Patienten, »er«, mit Albrecht Goette zu besetzen, der es glänzend versteht, mit wenigen Mitteln eine bedauernswerte Kreatur zu erschaffen, die um Würde ringt und um Erinnerungen. (...) Man muss sich dem Problem stellen - und dazu macht dieser Abend Mut. (Bistra Klunker/Dresdner Neueste Nachrichten, 02.12.2013) Wie sieht die Welt aus der Sicht eines Demenzkranken aus? Das Theaterstück »Weiße Flecken« wagt sich an das Thema, zeigt Beklemmendes und Befreiendes. Ein notwendiger Tabubruch. Fünf Monate lang hat ein Rechercheteam um Autor und Regisseur Tobias Rausch dafür Interviews mit Ärzten, Pflegepersonal, Mitarbeitern in Sozialämtern, Betreuern und Angehörigen geführt. Entstanden ist daraus ein kompakter, faktenreicher Text. Den gestalten in gut abgestimmtem Wechsel ein achtköpfiger Bürgerchor und Einzeldarsteller, die auf der Bühne zwischen Gitterwagen und Stapeln mit Bettwäsche agieren. (...) Die Problemfülle könnte erdrücken. Dennoch entkommt man ihr immer wieder durch humorvolle, witzige Szenen. Ein Abend zwischen ratlosem Kopfschütteln und befreiendem Lachen, für den es begeisterten Premierenapplaus gab. (Tomas Gärtner/Der Sonntag, 08.12.2013) Die Dresdner Bürgerbühne fragt in einem anrührenden Theaterstück über Demenz auch nach dem Wert des Lebens. Dagmar Michel hat ihre Mutter in ein Pflegeheim gegeben und macht sich noch immer Vorwürfe deswegen. Iris Haubold berät Senioren und hat ganz eigene Vorstellungen vom eigenen Altern. Christine Lehmann wollte sich lange nicht eingestehen, dass ihr Mann dement war. Karl-Heinz Kinds Frau erkannte ihn jahrelang nicht mehr. Und Charlotte Rucks Familie fand sich völlig neu durch die Demenz der Großeltern. Mit bewundernswertem Mut und viel Witz stellen sie ihre Geschichten szenisch dar. (Johanna Lemke/Sächsische Zeitung, 30.11.2013) Das Stück changiert zwischen verschiedenen Ebenen. Die fiktive Handlung geht über in Rahmensequenzen, bei denen der Chor der »Anderen« als Pfleger, Sozialarbeiter, Wissenschaftler, Betreuungsrichter, Journalisten und Politiker den Umgang mit Demenz thematisiert. Emotionale Höhepunkte sind fünf autobiografische Erfahrungsberichte unmittelbar mit der Krankheit konfrontierter Angehöriger. Viel Beifall für eine berührende Inszenierung. (Dresdner Morgenpost, 30.11.2013) In einem absichtsvollen Spannungsverhältnis zum andeutend berichtenden Spiel der Bürger steht das psychologisch vielschichtige Spiel Albrecht Goettes. (Volker Trauth/Neues Deutschland, 03.12.2013) |